Sigune Schnabel, Autorin

Auszeichnungen und Preise

U. a.:
  • Gewinnerin Oktober-Wettbewerb Literaturhaus Zürich 2023
  • Nature-Writing-Stipendium "7 Naturen" 2023
  • Arbeitsstipendium Literatur des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen 2023
  • Arbeitsstipendium Literatur der Kunststiftung NRW 2023
  • Wiener Werkstattpreis 2022
  • Preisträgerin von "Wir sind lesenswert" im Literaturhaus Graz 2022
  • SternenBlick-Lyrikpreis 2022
  • Hauptpreis Lyrik beim Hildesheimer Literaturwettbewerb 2022
  • Unter den Preisträgern des Landschreiber-Wettbewerbs 2022
  • Finalistin beim Lyrikpreis Meran 2022
  • MERCK-Stipendium der Darmstädter Textwerkstatt 2021
  • Finalistin beim Irseer Pegasus 2021
  • Hauptpreis Lyrik beim Hildesheimer Literaturwettbewerb 2020
  • 21. Nahbellpreis 2020
  • Preis der Literaturoffensive Heidelberg 2019
  • postpoetry.NRW 2018
  • Nominierung für den Literaturförderpreis der Stadt Düsseldorf 2018
  • Ulrich-Grasnick-Lyrikpreis 2017
  • Thuner Literaturfestival Literaare 2017
  • Finalistin beim Literarischen März 2017
  • Hildesheimer Literaturwettbewerb 2017
  • Lyrik in Köln 2016
  • Brüggener Literaturherbst 2014
  • Preis vom Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer 2010

Einige ausgezeichnete Gedichte

Einen Steinwurf entfernt

An meinem Glück sind die Gardinen
fein gewoben:
Ich sehe nicht hinein,
wenn ich von außen an die Scheiben klopfe.

Leg mir noch einmal Wind ins Haar,
jetzt, da die Silben gefrieren
und unverrückbar an den Tagen haften.

Gib mir noch einmal eine Handvoll Regen
und ein Zittern, wenn du Steine
in den Sprachfluss wirfst.

An seinem Ufer sitzt du,
streckst die Zehen aus
und bildest Wellen.

Die Nächte tragen Steine

in den Taschen
und manchmal heben sie
ihr dunkles Kleid,
geht Großmutter in den Garten
und pflückt Vergessen
für die kleinen Vasen.
Wie es blüht
am Rand der Beete,
Jahr für Jahr in neuen Farben.

In der Küche kocht Mutter
die Tage zusammen,
stellt nur die guten auf den Tisch.
Salzig liegen sie mir
auf der Zunge,
schwimmt auf ihnen
noch das Meer.

Papierflieger

Wohin ich mich schweige,
an den wunschlosen Tagen,
wenn mein Blick an Apfelbäumen hängt
und sich meine Sehnsucht
in der Junisonne häutet.

Aus meinen Worten bin ich ausgezogen,
sage ich,
sie wurden zu eng
für mein Erinnern,
das aus Rissen im Boden drang.

Ich baute mir ein Haus
aus vergessenen Sommern.
Ein Kind sitzt am Fenster
und faltet Papierflieger.
Beladen mit rotem Klee
taumeln sie
gen Morgen.

Träume tragen keine Wanderschuhe

Als die Worte von den Bäumen fielen,
regnete es.
Die Erde bog sich
wie eine hohle Hand.

Du holtest Eimer und Schirm,
doch unsere Träume
gingen barfuß
über Disteln.

Heute stelle ich mir vor,
wir hätten uns aus dem Schweigen gelebt
und in den Nebenströmen
der Zeit versteckt -
vielleicht hätte unser Boot
getragen,
dich,
mich
und den Eimer mit Worten.

Wir rennen über Tage

und stoßen mit dem Fuß an Stunden,
die sich borkenartig aus dem Boden heben.

Jemand hat Gedanken
angemalt: mit Kreide,
die sich erst bei Regen wieder löst,

und weiß staubt,
was ich sage.

In deinem Standpunkt ist ein Federkern.
Du springst mit Kinderfüßen hin und her.
Du lachst,
vergisst im Taumel
jede Frage.